Filmstandort Tirol
Lesezeit: 5 Minuten alle Beiträge"Aufbruch oder Beinbruch? Warum Tirol eine Film-Standortförderung braucht"
„Um die Filmwirtschaft in Tirol anzukurbeln und die Entwicklung im Bereich Film vor Ort voranzutreiben bedarf es einer Film-Standortförderung“
Die malerische Landschaft Tirols mit ihren hohen Gipfeln und weiten Tälern ist eine über die Grenzen hinaus beliebte Filmkulisse. Zahlreiche Gletscherskigebiete und Seilbahnen bieten eine ausgezeichnete Infrastruktur für Produktionen. In den letzten Jahren hat sich eine lokale Filmszene entwickelt in der ein immenses Potenzial schlummert, Wille und Know-how sind vorhanden. Die FilmemacherInnen müssen sich keineswegs hinter den „Großen“ verstecken, viele ihrer Projekte erregen nationale und internationale Aufmerksamkeit. Sie arbeiten in einem Stil der zur Region passt, verfügen nicht nur über das filmische Können, sondern wissen vor allem wie man sich im alpinen Gelände bewegt, sind untereinander gut vernetzt und kennen die Region besser als ihre Hosentasche. Eine Vielzahl von professionellen DienstleisterInnen wie Equipment-Verleiher, Filmstudios und Tonstudios sind bereits in der Branche tätig. Davon würden auch große Produktionen profitieren.
Manchmal gleicht die Arbeit in der lokalen Filmbranche dem Versuch mit dem Fahrrad im höchsten Gang einen Berg hochzufahren.
Dennoch sind die Einzelerfolge meist hart erkämpft. In Tirol wird zwar regelmäßig und viel produziert, doch Produktionsfirmen von außerhalb verzichten oftmals auf die Unterstützung der lokalen Unternehmen. Wird die Szene einfach unterschätzt oder erscheint sie erst gar nicht erst auf dem Radar? Viele gute Leute mit Potenzial gehen weg, weil sie langfristig von der Filmerei leben möchten und sich das anderenorts um einiges leichter gestaltet. Es gibt keine Ausbildungsmöglichkeiten, wie beispielsweise eine Filmschule für den interessierten Nachwuchs und es ist sehr schwierig in der Branche hier groß zu werden.
Der Filmstandort Tirol sollte seitens der Politik nicht sich selbst überlassen werden. Das Potenzial ist da und um die guten Leute hier zu halten muss etwas getan werden.
Wir wollen neben der Umsetzung eigener Projekte auch unsere Serviceleistungen anbieten. Eine Film-Standortförderung würde in diesem Bereich definitiv etwas bewegen, davon sind auch die beiden Initiatoren der Förderidee Bernhard Holzhammer von Eutopiafilm als Fachvertreter und Manfred Pascher vom Verein Mountainfilmcity Innsbruck überzeugt. Externe Firmen möchten von Förderungen profitieren. Voraussetzung für den Erhalt der Fördergelder ist die Zusammenarbeit mit lokalen Dienstleistern zu einem bestimmten Prozentsatz.
Die Förderung sollte sämtliche Entwicklungsphasen von der Stoff- und Projektentwicklung bis hin zur Herstellung und Verwertung einschließen. Geplant sind außerdem ein Fachbeirat zur Sicherstellung der Qualität, zusätzliche Anreize für Green Filmmaking, Location Development durch Initiativen und Weiterbildungen sowie eine bessere Nachwuchsfilmförderung.
Am Beispiel der gut funktionierenden Filmförderung im benachbarten Südtirol zeigt sich, dass das Geld nicht verpufft. Im Gegenteil – für jeden investierten Euro sollen in Tirol mindestens 1,50 Euro zurückfließen. In Südtirol waren es im Jahr 2020 sogar 2,46 Euro. Die wirtschaftlichen Effekte werden aktuell also stark unterschätzt. Die Filmproduktion bringt Steuereinnahmen, die höher als die Förderung sind, setzt Impulse zielgerichtet vor Ort und führt darüber hinaus zu einer hohen Wertschöpfung in anderen Branchen. Sie schafft neben dem kulturellen Mehrwert neue und qualifizierte Arbeitsplätze und bietet die Chance, die Tiroler Filmwirtschaft verstärkt an die österreichische Szene und den gesamten europäischen Raum anzubinden – ein dringend notwendiger Schritt für die Tiroler Filmschaffenden und daher das Appell an die Politik: Es muss schnellstmöglich der Weg geebnet werden.
Mit Jakob Schweighofer;
„Broschüre Filmstandort Tirol 2021“ Bernhard Holzhammer u. Manfred Pascher